Musik zur Konzentration: Fördert sie den Fokus? Top-Genres im Check

Die meisten von uns hören zumindest hin und wieder Musik zum Arbeiten. Aber fördert es wirklich unsere Konzentration, oder lenkt es uns bloß unbewusst konstant ab und beansprucht unser Gehirn, während wir uns eigentlich auf etwas anderes fokussieren sollten? Hier verschiedene Studien und Empfehlungen.
Lächelnde Frau mit Ohrstöpseln, die Musik genießt und sich an ihrem Schreibtisch mit einem Telefon konzentriert.

Musik zur Konzentration zu hören, ist für mich ganz normal – natürlich nicht in Meetings oder wenn ich ein Video schauen muss, aber beim fokussierten Arbeiten eben. Ich hatte immer das Gefühl, dass sie meine Produktivität und Laune dadurch verbessert, ich in einen Flow gerate und nicht mehr so leicht von der Außenwelt abgelenkt werde. Aber was sagt eigentlich die Wissenschaft dazu? Bin ich unproduktiver, wenn ich bei herausfordernden Aufgaben Musik höre? Oder stärkt es tatsächlich die Konzentration?

Musik tut doch immer gut, oder?

In einer Welt, die uns ständig antreibt, immer produktiver zu sein und endlich mehr “wie die auf Social Media” zu sein, kann Musik unser bester Freund im vorbeirauschenden Alltag sein. Depressionen sind längst ein Top-Killer unserer Gesellschaft, genauso wie stressbedingte Krankheiten, und selbst, wenn man seinem Job sehr gerne nachgeht, zerren täglich nicht endende To-Do-Listen und knappe Deadlines an uns.

Musik kann unsere Laune heben, vom Stress der Außenwelt abschirmen und so die Konzentration verbessern, Kreativität fördern und die Produktivität antreiben. Oder? Studien dazu sind sich zwar nicht immer einig, aber wir merken intuitiv, dass Musik etwas in uns auslöst und unser Wohlbefinden verbessert.

Aber, stimmt das im Kontext von Arbeit wirklich, oder lenkt sie uns nur unbewusst ab und macht uns sehr viel unproduktiver, sodass wir lernen sollten, ohne sie zu arbeiten?

Ein Mann sitzt im Schneidersitz auf dem Bett, arbeitet konzentriert am Laptop und hört dabei Musik.

Die Wissenschaft zu Musik bei der Arbeit

Studien, die für Musik bei der Arbeit sprechen

📊 Vom Mozart-Effekt hast du bestimmt schon einmal gehört. In den 90ern wurden Studien durchgeführt, die zeigten, dass Studenten, die Mozarts Kompositionen hörten, besser in Aufgaben zu beispielsweise räumlichem Denken abschnitten und konzentrierter waren. Der Effekt wurde in späteren Studien angezweifelt, aber der Begriff hat sich hartnäckig gehalten.

Laut einer Studie des University of Wales, Institute of Psychological Sciences, ist ruhige klassische Musik aber weiterhin die beste Wahl zur Förderung der Konzentration beim Arbeiten. Und auch andere Studien haben beispielsweise gezeigt, dass klassische Musik die kognitiven Fähigkeiten von Kindern steigern kann.

📊 Binaural Beats und Alpha-Wellen sind eine besondere Art der Geräuschkulisse, die man sich beispielsweise auf YouTube anhören kann. Viele Forschungen gibt es dazu bisher nicht, aber viele Menschen schwören darauf, dass ihr Gehirn sich entspannt und sie sich viel klarer fokussieren können, wenn sie diese bestimmten Frequenzen hören – auch bereits eine interessante Erkenntnis.

Frau im gelb karierten Hemd genießt mit Kopfhörern Musik zur Konzentration im Restaurant.

📊 Eine Studie hat immerhin gezeigt, dass Studenten, die während des Lernens Musik über Kopfhörer hören, Aufgaben schneller erledigen und mehr Ideen generieren. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass Musik als Motivator wirkt. Am besten geeignet sind laut der Studie dabei klassische Musik, Jazz, Balladen und RnB. Sie schlagen sogar vor, jedem Mitarbeiter hochwertige Kopfhörer zur Verfügung zu stellen, um den festgestellten Effekt wirtschaftlich zu nutzen.

📊 Eine andere Studie hat gezeigt, dass Mitarbeiter, die während der Arbeit immer mal wieder eine kurze Pause einlegen und dabei zu ihrer Lieblingsmusik getanzt haben, bessere Leistungen erzielen.

📊 Weiterführend beschäftigt sich diese Studie mit verschiedenen gesundheitlichen Themen, bei denen generell eine positive Wirkung von Musik auf die Gesundheit festgestellt werden konnte, und so auch auf kognitive Leistungen.

➡️ Alles in allem scheint es also immer mal wieder Studien zu geben, die zeigen, dass man sich mit bestimmter Musik besser fokussieren kann und das allgemeine, zur kognitiven Leistung beitragende, Wohl auch durch Musik erheblich verbessert werden kann.

Rosafarbene kabellose Kopfhörer für konzentrierte Musik liegen auf einem Stapel Bücher und Notizbücher.

Studien, die gegen Musik bei der Arbeit sprechen

📊 Eine Studie der University of Cumbria untersuchte, ob introvertierte und extrovertierte Menschen besser lernen können, wenn sie dabei Musik hören. Beide Gruppen erinnerten sich an weniger erlerntes Wissen, wenn sie beim Lernen Muisik gehört hatten, introvertierte Menschen sogar an deutlich weniger.

📊 In einer anderen Studie wurde geschlossen, dass Sportler kein Leistungszuwachs durch das Hören von Musik erleben. Allerdings gehen Leistungssportler ja ohnehin minitiös an ihre Grenzen, ich würde vermuten, dass Musik eher da hilft, wo Leistung stark durch Launen und Motivation schwankt.

➡️ Es gibt also auch Belege für das Gegenteil, was aber auch meinem Empfinden entspricht, dass Musik motivieren und antreiben und somit super produktiv machen kann – aber auch total ablenkend und aufhaltend sein kann, je nachdem, was man gerade macht.

AirPods in einem Case mit Blumenmuster auf einem weißen Tuch.

Fazit der Studien

Die Wissenschaft spricht ziemlich deutlich von den positiven Auswirkungen von Musik auf Stressabbau, Entspannungund Schmerzbewältigung. Wenn es jedoch um Leistung und Lernen geht, ist das Bild weniger eindeutig. Es gibt viele Studien, die einen Zusammenhang zwischen dem Hören von Musik und hoher Leistung herstellen. Gleichzeitig gibt es auch einige, die keine Verbesserung der Leistung durch Musik zeigen.

Ich denke, Musik führt dort zu einem Leistungszuwachs, wo sie unsere Stimmung hebt und uns motiviert, ohne uns zu sehr abzulenken. Wenn es z.B. darum geht, mit voller Konzentration Mathe-Aufgaben zu lösen oder in einen engen Parkplatz einzuparken, kann Musik ablenken (weil man beim Einparken sonst bekanntlich nichts sehen kann).

Person hält ein Smartphone mit geöffneter „Musik zur Konzentration“-Playlist und Kopfhörer auf dem Schoß.

Was soll ich denn nun hören?

Etwas möglichst motivierendes, was deinem Musikgeschmack entspricht und dich froh macht, aber gleichzeitig nicht zu sehr ablenkt, ist wohl gut. Also am besten:

  • 🙊 Keine Lyrics: Vielleicht eher kein Deutschrap oder Malle-Hits, die dauernd zum Zuhören oder Mitsingen anregen. Schreiben oder Lesen geht sicherlich sehr viel langsamer vonstatten, wenn das Gehirn dauernd dazu springt, zuzuhören. Wenn du dagegen körperliche Arbeit verrichtest, kann das Mitsingen ja sogar helfen, in einen ablenkenden Flow zu kommen.
  • 🔁 Eher repetitiv: Ein Mix aus verschiedenen Stilen oder sich stark verändernden Songs kann auch ablenkend wirken. Besser ein einziges Genre hören, vielleicht sogar repetitive Melodien, um in einen Rythumus zu kommen, bei dem die Musik im Hintergrund verschwimmt.
Person hört Musik zur Konzentration per App auf dem Smartphone, sitzend auf einem Stuhl.

Was Genres angeht gibt es also denke ich folgende gute Optionen:

  • 🎹 Instrumental: Klassik oder instrumentaler Jazz, oder auch Epic/ Soundtracks, die können zwar vielleicht auch ablenkend sein, aber motivieren auch sehr, und falls du einer kreativen Arbeit nachgehst, inspirieren sie dich vielleicht auch
  • 🌿 Ambient-Musik: Naturgeräusche wie Regen, Ozeanwellen oder Waldgeräusche findet man auf YouTube, genau wie Kaminfeuer-Knistern oder Geräuschkulissen, als säße man in einem Café oder einer Bibliothek. Das kann einen gut von der Außenwelt abschirmen
  • Lo-Fi Hip Hop: Sehr beliebt zum Arbeiten auf YouTube sind diese entspannenden Beats
  • 🧠 Alphawellen oder Binaural Beats: Bestimmte Frequenzen, auf die manche Menschen zur Konzentration schwören
Person hält ein Telefon, auf dem ein Podcast zum Thema „Musik zur Konzentration“ mit Wiedergabesteuerung abgespielt wird.

Letztlich kommt es stark darauf an, welches Genre du persönlich als nicht zu ablenkend empfindest, was dich entspannt und in einen Flow bringt.

📝 Aufgabe – Lies doch einfach mal einen schwierigeren Text, zum Beispiel hier, einmal mit deiner Lieblingsmusik, einmal ohne, dann merkst du sehr schnell, ob die Musik deine Konzentration mindert und es schwerer wird, den Sinn zu verstehen. Oder versuche eine Telefonnummer aus deinen Kontakten innerhalb von 10 Sekunden auswendig zu lernen, einmal eine mit, einmal eine andere ohne Musik auf den Ohren.

💙 Zum Abschluss hier meine Lieblingsplaylist zum Arbeiten an diesem Blog (“Deep Focus” von Spotify).

Zum Weiterlesen: Die Strategien aus “Atomic Habits” von James Clear