“Mai Pen Rai“ – eine thailändische Weisheit, die uns zu mehr Gelassenheit verhelfen kann.
Wir alle kämpfen immer wieder damit, ruhig zu bleiben, wenn unsere Bedürfnisse ignoriert werden oder wenn Dinge ganz anders laufen, als wir es uns gerade noch vorgestellt hatten. Ich wünsche mir oft, diese Dinge einfach loslassen zu können und gelassener zu sein. Aber dann fühle ich mich auch irgendwie verpflichtet, nicht einfach alles geschehen zu lassen. Und ich frage mich immer, ob mir das wirklich Stärke verleiht oder eigentlich bloß alle belastet – mich allen voran.
Was bedeutet „Mai Pen Rai“?
Mai pen rai bedeutet wörtlich so etwas wie “Es ist nichts” oder “Kein Problem” und in Thailand hört man es meist als Antwort auf “Danke”. Aber mai pen rai bedeutet viel mehr als das, mehr noch auch als die exaktere Übersetzung “Alles ist in Ordnung” oder “Keine Sorge”.
Thai ist eine tonale Sprache, das bedeutet, dass sich eine Wortbedeutung je nach Betonung verändern kann, aber auch, dass die Bedeutung eines Ausdrucks von seiner emotionalen Nuance mitgetragen wird. Mai pen rai wird meist auf eine ruhige, warme, beruhigende Art gesagt, ein wenig wie “lass gut sein”. Aber nicht abrupt oder abwehrend, sondern warm und versöhnlich.

Wie Thailänder diese Philosophie leben
Wenn man einige Zeit in Thailand verbringt, fällt einem auf, wie bemerkenswert gelassen die Menschen mit Herausforderungen des Alltags oder sogar Lebens in diesem Zusammenhang umgehen. Und das immer in Zusammenhang mit der Weisheit “Mai pen rai”.
„Der Bus kommt erst in 20 Minuten? Mai pen rai, dann genieße ich eben den Moment.“ – „Jemand hat mich auf dem Markt angerempelt und mein Getränk verschüttet? Mai pen rai, halb so wild.“ – „Ein plötzlicher Wolkenbruch hat die Straßen in einen Fluss verwandelt? Mai pen raaaaaiii, das Wasser wird schon wieder abfließen – und immerhin ist es eine Abkühlung!“
Es bedeutet “es ist okay” oder “alles halb so wild” oder “ach, lässt sich nicht ändern” und wird andauernd in allen möglichen Situationen gesagt. Eigentlich zu genau den Dingen, die mich immer so beschäftigen und zum Brodeln bringen. Aber wieso haben die Menschen in Thailand diese Einstellung?

Die Herkunft dieses Denkens
Die Bedeutung von mai pen rai ist tief in der thailändischen Kultur verwurzelt. Dahinter steckt die Überzeugung, dass viele Dinge außerhalb unserer Kontrolle liegen – eine Haltung, die stark vom Buddhismus und seinen Lehren über Vergänglichkeit und Karma geprägt ist. Ob die Handlungen anderer, oder die eigenen Gedanken und Gefühle – vieles entzieht sich unserem Einfluss und geschieht in einem größeren, kosmischeren Zusammenhang. Deshalb: Mai pen rai – akzeptieren und weitermachen. Das Leben ist schließlich schön und hat so viele Freuden. Es erinnert ein wenig an das berühmte spanische Que será, será – „Was sein wird, wird sein.“
Es bedeutet also auch so etwas wie “Ich nehme es nicht so schwer” oder “Es ist, wie es ist”.

Wie du Mai Pen Rai in deinen Alltag integrieren kannst
„Sorgen nehmen dir nicht die Probleme von morgen, sondern nur den Frieden von heute.“
Nicht immer ist es gut, Verantwortung abzugeben und alles einfach sein zu lassen, wie es ist. Manchmal muss man auch klare Worte dafür finden, dass man etwas so nicht möchte.
Aber ist es dafür zwingend notwendig, ganz kurzatmig zu werden, sich eine Stunde mit schlechter Stimmung zu ruinieren, und Groll mit sich herum zu tragen, bis man ihn endlich jemandem an den Kopf werfen kann? Würde es nicht eigentlich reichen, die Sache ernst zu nehmen, ernst zu kommunizieren, darin stark und standhaft zu sein und die Konsequenzen auch klar zu ziehen, aber dann auch emotional wieder Abstand nehmen zu können?
Ich würde es mir für mich selbst zumindest irgendwie wünschen. Ich hab gar keine Lust, schlecht drauf zu sein. Einen Versuch ist es zumindest wert, einfach mal öfter tief durchzuatmen und daran zu denken, dass jemand in Thailand vielleicht lachen und sagen würde “Mai pen rai, wir finden schon eine Lösung, es gibt doch schlimmeres”. Und dann einfach weitermachen und sich den Tag einfach mal nicht vermiesen lassen.
Ich finde, es liegt auch Stärke darin, sich auf diese Weise nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.

Fazit: Die thailändische Weisheit als Stärke
Mai pen rai heißt wörtlich eigentlich bloß “Kein Problem”, ist aber eine tief verwurzelte Lebenseinstellung in Thailand, deren Weisheit ihre Ursprünge im buddhistischen Glauben daran hat, dass sich viele Dinge unserem Einfluss ohnehin entziehen.
Es ist eine tiefe Gelassenheit, die Dinge nicht so schwer zu nehmen. Natürlich sollte man manche Dinge ernst nehmen, aber vielleicht sollten wir unsere Konsequenzen ziehen und dann wieder Gelassenheit walten lassen und einfach nach vorne sehen – mai pen rai, es ist nicht so schlimm.
Ich zumindest versuche von jetzt an öfter daran zu denken, dass ganze Gesellschaften auf dieser Welt anscheinend von dieser Einstellung geprägt sind.
Ich kam übrigens vor Jahren auf den Satz, weil ich ihn in Karin Kuschiks Buch “50 Sätze, die das Leben leichter machen” gelesen habe – eine totale Empfehlung!
Zum Weiterlesen: Meine 6 Top-Sätze aus dem Buch “50 Sätze die das Leben leichter machen”